13. April 2011 - 6.05 Uhr

MOSAIK - Kulturmagazin auf WDR3

"Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt"

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   So ist es mir mit Volker Kriegel ergangen. (Bild: Wikimedia)

Es kommt vor, daß man etwas sagt, das man lieber nicht gesagt hätte, das aber nun mal so gesagt worden ist. So ist es mir mit Volker Kriegel ergangen. Als Schüler hatte ich ihn als Jazzmusiker erlebt. Er war sehr gut und sehr berühmt. Später habe ich ihn dann auf den Festen eines Verlags wiedergesehen, der einen Almanach herausgab. Wir jungen Leute steuerten Texte bei, die ursprünglich fürs Radio entstanden waren. Volker Kriegel lieferte jetzt Texte und witzige, sehr gekonnte Zeichnungen. „Was bist Du so heiser“, höre ich mich ihn noch fragen. „Bist wohl erkältet?“ Er machte nur eine abwehrende Bewegung: „Ja, genau“. Mein Lektor nahm mich zur Seite. Ob ich nicht von Volker Kriegels Krebs wüßte, der auch seine Fähigkeit zu sprechen immer weiter einschränkte? Seitdem habe ich mir im Stillen gewünscht, Kriegel besser nicht angesprochen zu haben. Er ist zehn Jahre später gestorben. Aufnahmen seiner Musik, seine Zeichnungen und Texte begleiten uns bis heute. Ich freue mich jedesmal, wenn ich ihm auf diese Weise begegne. Im WDR3 MOSAIK heute früh sein Scherzgedicht "Eines Abends in Aix-en-Provence", das Kriegels Nähe zu Robert Gernhardt zeigt; Gernhardt hat dann auch den Nachruf auf Kriegel verfaßt.

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   Jean-Saul Partre, wie wir den Namen gern verbalhornt haben (Bild: Wikipedia)

Immer wieder mittwochs genau an dieser Stelle ein wenig Philosophisches auf WDR3. Heute von Jean-Saul Partre, wie wir den Namen des Denkers früher gern verbalhornt haben. Ich meine natürlich Jean-Paul Sartre, der alles mögliche gewesen ist: bessere Hälfte von Simone de Beauvoir, erfolgreicher Theaterautor, Kritiker und Philosoph. Geändert hat er sich in seinem langen Leben bestimmt. Ob er dabei auch über seinen Schatten gesprungen ist? Schwer zu sagen. Sartre sagt: "Verstehen heißt, sich ändern, über sich selbst hinausgehen."

Während der Weltausstellung iin Hannover ist er hierzulande mit seinem EXPO-Pavillon bekannt geworden. Im letzten Jahr ist er in Lothringen gefeiert worden für das Museumsgebäude, das er in Metz errichtet hat - einen Ableger des Centre Pompidou. Jetzt hilft der japanische Architekt Shigeru Ban notleidenden Menschen in seiner Heimat. Mit seinem Team errichtet er Gebäude auf Zeit, um das Elend der Evakuierten zu lindern. Es ist nicht das erste Mal, daß der Baumeister selbstlos hilft. Seit 16 Jahren arbeitet er für das UN-Flüchtlingshilfswerk und errichtet Notunterkünfte aus einfachen, wiederverwertbaren Materialen für Kriegsflüchtlinge in Ruanda oder für Erdbebenopfer in der Türkei, in China oder auf Haiti. Mit seinem „Desaster Relief Project“ ist Shigeru Ban ständig unterwegs, um das Elend der Evakuierten zu lindern. Unser Thema bis acht Uhr im WDR3 MOSAIK.

Ist man in Köln dieses Jahr wieder zufrieden mit der Kunstmesse? Die „Art Cologne“, älteste internationale Kunstmesse der Welt, öffnet zum 45. Mal ihre Tore. Claudia Dichter berichtet mir gleich, ob die Veranstaltung im Aufwind ist und was diesmal so geboten wird.

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   Beckett unter Nazis: "Froh, wenn ich hier weg bin". (Bild: Wikimedia Commons)

Der irische Schriftsteller Samuel Beckett besuchte während der NS-Zeit Deutschland und führte darüber Tagebuch. Jetzt sind Auszüge daraus veröffentlicht worden. Sie konzentrieren sich auf die Bayern-Reise des damals noch unentdeckten Autors, informieren über die tiefe Lebenskrise Becketts und zeichnen gleichzeitig ein authentisches Bild vom Alltag der Nazi-Diktatur. Das Buch von Steffen Radlmaier wird heute vorgestellt - an Becketts Geburtstag (der sich zum 105. Mal jährt). Beckett in Bayern. Ich bin froh, wenn ich hier weg bin ist knapp 90 Seiten stark, im Kleebaum Verlag erschienen und kostet 12,40 Euro.

Der Schweizer Komponist Frank Martin hat mit seinem Werk „Golgotha“ eine Komposition für Chor in französischer Sprache geschaffen, die jetzt in Aachen erstmals zu erleben sein wird - ein Passionsoratorium. Hinter der Produktion steht der Aachener Bachverein mit Solisten sowie dem Orchester Sinfonietta Aachen. Das alles am kommenden Sonntag, 17. April, ab 17 Uhr, in der Kirche St. Paul in der Jakobstraße in Aachen. Unter der Leitung von Georg Hage, dem künstlerischen Direktor des Bachvereins. Im Studio erzählt er mir, wie Frank Martin durch die Begegnung mit einer Zeichnung Rembrandts auf die Idee für "Golgotha" gebracht wurde. 1945, unter dem Eindruck des Leids der der Kriegs- und ersten Nachkriegszeit.

Kurz vor sieben spiele ich eine Loreley-Vertonung (von Friedrich Silcher):

"Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein."

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   Heinrich Heine-Institut, Düsseldorf (Bild: Ab.)


 

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